Pro Lebensraum Kirchberg SG

30. April 25, es ist offiziell: Plan der WES wird bekannt gegeben.

Die Windenergie Schweiz AG mit Sitz in Aarau, Investoren aus Frankreich, Deutschland und der Geschäftsführerin Martina Nigg, plant einen Bürgerwindpark mit fünf Windrädern beim Alvensberg und der Geiss.

Die Turnhalle Gähwil wurde der Windenergie Schweiz AG (folgend WES genannt) zur Verfügung gestellt, um den Kirchberger Bürgerinnen und Bürgern eine Investitionsmöglichkeit in den geplanten Bürgerwindpark schmackhaft zu machen.

Aber von vorne.

Nach einer kurzen Begrüssung von Martina Nigg präsentierte Marcel Knöri im Namen des Kanton St. Gallen die kantonale Strategie zur Windenergie. In den projizierten Slides ging es vor allem um statistische Auswertungen und Hochrechnungen zum angepeilten Anteil an Windenergie im Strommix.

Anschliessend erklärte Roman Habrik, dass sich die Gemeinde finanziell nicht an der Planung oder auch an diesem Event beteiligen würde. Die offene Haltung des Gemeinderates wurde betont. Gelobt wurde die Petition “Kirchberg klärt ab!” der FDP. Der daraus resultierte Fragenkatalog wurde der WES eingereicht und die Antworten an den Wänden der Turnhalle aufgehängt.
Der Gemeindepräsident fügte noch hinzu, dass ein mögliches Gesuch für die Umsetzung des Widparks direkt dem Kanton eingereicht werde, was für ihn ein Novum darstelle. Anmerkung der Redaktion: Das musste bereits klar gewesen sein, als der Kanton den Sondernutzungsplan einführte und sollte daher nicht überraschen.

Während der Präsentation von Martina Nigg wurden Fragen aus dem Publikum unterdrückt. Mit der Begründigung, dass sonst der Abend nicht enden würde. Ihre Präsentation mit den unlesbar projezierten Slides dauerte um die 30 Minuten.

Während des abschliessenden – von der WES gesponserten und dem Toggenburgerhof umgesetzten – Apéro fanden sich Martina Nigg sowie fünf weitere Mitarbeiter und Investoren der Windenergie Schweiz AG auf dem Parkett. Fragen durften direkt an sie gerichtet werden, die Slides der Präsentationen hingen als Ausdruck an den Wänden der Turnhalle. Dadurch konnten die Texte in zu kleiner Schrift letztendlich gelesen werden und zu es war zu erkennen, was auf den unterschiedlichen Grafiken abgebildet war. Ein Hand-Out wurde nicht angeboten.

Die WES plant bereits seit 2023

Laut WES befinden wir uns momentan zu Beginn der Phase vier “Detailprüfungen” von insgesamt sieben Planungsschritten.
Der folgenden Grafik zu entnehmen wurden Voruntersuchungen bereits mindestens 18 Monate vor diesem Event vorgenommen.
Die bisherigen Abklärungen zeigten kein Hindernis zur Durchführung des Vorhabens auf. Nun folgt die Windmessung mit einem Messmasten.

Projektplanung: WES beginnt nun mit Etappe vier von sieben.

Impression der aufgehängten Slides
Foto: Verein Pro Lebensraum Kirchberg

Mögliche Standorte

Ausgehend vom von Kanton definierten Windeignungsgebiet wurden von der WES nach Ausschlussverfahren Zonen definiert für mögliche Standorte von Windkraftanlagen. Es wird von insgesamt fünf Anlagen des Herstellers Vestas ausgegangen. Die Gesamthöhe beträgt zwischen 160 und 220 Meter.
Präsentiert wurde von der WES ein roter Fleck auf einer schlecht aufgelösten Landkarte mit grünen Flecken dazwischen. Nach Analyse einer Fotografie der Grafik lassen sich die Zonen auf einer besser aufgelösten Landkarte positioneren.

Weissflächenkartierung der WES

Grafik: Verein Pro Lebensraum Kirchberg

Transportwege, Schall, Schattenwurf, Natur- und Artenschutz: “Alles kein Problem”

Der Transport der Rotorblätter von Wil bis Sackgrütli stelle laut Abklärung kein Problem dar. Die Strassen seien breit genug.
Um den Grenzwert des erlaubten Schattenwurfs auf bewohnte Liegenschaften nicht zu überschreiten, werde ein automatischer Abschaltmechanismus eingesetzt.
Die Lärmschutzverordnung könne gemäss Formalismus aus der ISO 9613-2 eingehalten werden.
Es gebe zwar Vorkommen von bedrohten Arten von Fauna und Flora in der Umgebung, aber das sei kein Grund, die Planung nicht fort zu setzen.
Auch besondere Fledermausaktivitäten kämen vor, das Vorhandensein von Wochenstuben in arttypischer Jagdflugdistanz sowie mogliche Konflikte mit migrierenden Fledermausarten ergeben in der Summe ein ausgewiesenes Risikopotenzial für den Standrot, das müsse nur noch genauer abgeklärt wrerden.

Alles paletti beim Apéro

Während dem Small-Talk bei einem Glas Weissen, zwischen herumgereichten Häppchen, wird es augenfällig: viele kritische Stimmen gegenüber dem Projekt scheint es nicht zu geben. Dass der Fragenkatalog der FDP zum grössten Teil an die falsche Adresse gerichtet war, nämlich an die WES anstatt an den Kanton, scheint niemanden zu stören. Und dass Abklärungen lediglich von einer Firma vorgenommen werden, die ein grosses Interesse an der Realisierung des Windparks hat, ebensowenig.

Uns erscheint – trotz der Bemühungen der WES, sämtliche Bedenken herunterzuspielen – der Eingriff in die Natur für Realisierung und Betrieb erheblich. Die Lärmbelastung wird in einer relativ unbelasteten Umgebung hochgeschraubt, blinkende Positionslampen werden von weit her sichtbar, die bereits kleinen Waldparzellen werden weiter belastet.

Auch dass die Turbinenauswahl bereits genannt wurde, obwohl dies erst während der Detailplanungen vorgesehen ist, wirkt merkwürdig.
Den Miteinbezug innovativer Ansätze für Gewinnung von Energie aus der Windkraft würde viel mehr Gestaltungsraum ermöglichen und man könnte auf Anlagen von über 160 Metern Höhe verzichten.
Turbinen, die weniger Gewicht aufweisen und an näheren Standorten produziert würden, würden auch in der Realisierung enorm viel weniger Co2-Emissionen bedeuten. Es gibt dazu Lösungen von Schweizer Firmen.

Was kann ich tun?

Wir empfehlen die Annahme der beiden Initiativen Gemeinde- und Waldschutzinitiative des Vereins für Naturschutz und Demokratie, sobald diese zur Abstimmung kommen.

An die Wald- und Landbesitzer: Gebt Eure Grundstücke nicht den Subventionshaien, weder Verkauf noch im Baurecht.

Herzlichen Dank!

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